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Trends, Preise & Käuferinteressen 2025 – Pflegedienstverkauf im Wandel

Kaum ein Sektor steht 2025 so sehr im gesellschaftlichen und politischen Fokus wie der Pflegemarkt. Sei es im Wahlkampf der verschiedenen Parteien oder in den unterschiedlichsten Lageberichten verschiedenster Kranken- und Pflegekassen sowie Versicherern – überall ist von der angespannten Pflegemarktsituation die Rede. Die Branche ist omnipräsent, wird jedoch in puncto Umsetzungsbereitschaft politischer und regulatorischer Unterstützungsmaßnahmen oft stiefmütterlich behandelt.  Daher lohnt sich umso mehr ein Blick auf die Marktsituation im Bereich der Unternehmensverkäufe von ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeheimen zu werfen. 


Babyboomer verändern den Markt - Warum Pflegedienste 2025 begehrte Investitionsobjekte sind

Ein Blick auf die demografische Entwicklung zeigt: Der Pflegemarkt steht vor enormen Herausforderung – und zugleich vor einer historischen Chance. Speziell aufgrund der in Rente gehenden Babyboomer (Jahrgänge zw. 1955-1969). Rein volkswirtschaftlich betrachtet, müsste das zunehmende Angebot an verkaufswilligen Pflegeunternehmen eigentlich zu sinkenden Preisen führen – doch die Realität sieht anders aus 


Doch woher kommt diese Entwicklung?


Der Grund dafür liegt in einer ungewöhnlichen Marktspannung: Der massive Anstieg der Nachfrage an Pflegeplätzen trifft auf ein kaum bedienbares Angebot.

Denn parallel zum wachsenden Verkaufsinteresse auf Inhaberseite steigt das Investoreninteresse. Insbesondere wirtschaftlich stabile – also nicht defizitäre – Pflegeunternehmen geraten zunehmend in den Fokus von strategischen Käufern, Family Offices und Private-Equity-Gesellschaften. Der Grund ist nachvollziehbar: Der demografische Wandel sichert dauerhaft hohe Auslastungen und das alles unter ESG-Norm. Wer heute investiert, kauft in einen strukturell wachsenden Markt mit langfristiger Nachfragesicherheit. Gespräche mit Pflegedienstleitungen und Unternehmer:innen bestätigen diesen Eindruck ebenfalls: Die Nachfrage nach Pflegeplätzen übersteigt in vielen Regionen das Angebot deutlich. Kapazitäten sind oft monatelang im Voraus ausgebucht. Für Käufer ein deutliches Signal – für Verkäufer eine gute Gelegenheit zur Wertmaximierung beim Unternehmensverkauf.


Besonders interessant ist eine zusätzliche Entwicklung im Verhalten der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen: Aufgrund der gestiegenen Inflation und teurerer Lebenshaltungskosten entscheiden sich viele Familien dazu, die erste Phase der Pflege zu Hause abzudecken. Seit dem Grundsatzurteil des Bundesgerichts im Jahr 2019, das eine Vergütung pflegender Angehöriger unter bestimmten Bedingungen ermöglicht, wird dieses Modell vermehrt genutzt – selbst in mittleren Pflegegraden.

Für Pflegedienste bedeutet das: weniger Patientenkontakte in den unteren Pflegegraden, aber gleichzeitig deutlich höhere Fallwerte bei jenen, die später hinzukommen. Denn wer erst im höheren Pflegegrad einsteigt, bringt automatisch einen höheren Versorgungsbedarf – und damit auch höhere Erlöse. Die Folge: Pflegedienste können bei gleichbleibendem oder sogar steigendem Umsatz mit einer geringeren Anzahl an Patienten eine verbesserte Wirtschaftlichkeit erzielen. Diese Entwicklung macht Pflegedienste und Pflegeheime zusätzlich attraktiv für Kaufinteressenten: Sie agieren in einem Markt, der zunehmend wirtschaftlich lukrativer wird. 


Private-Equity gewinnt an zunehmender Relevanz

Was sich in anderen Branchen längst etabliert hat, erreicht nun mit spürbarer Dynamik auch den Pflegesektor: Der Einstieg finanzstarker Private-Equity-Investoren. Seit etwa 2017 ist eine zunehmende Konsolidierungswelle zu beobachten, in deren Verlauf Investoren gezielt kleinere und mittelgroße Pflegeunternehmen übernehmen – mit dem Ziel, diese zu skalieren und in effizient arbeitende Versorgungsnetzwerke einzubinden.


Die strategische Ausrichtung ist klar: Durch den Einsatz digitaler Technologien, optimierter Personaleinsatzplanung, intelligenter Tourensteuerung und der konsequenten Entlastung von Schlüsselpersonal sollen die Margen in Pflegebetrieben nachhaltig gesteigert werden. Dabei beschränkt sich der Blick längst nicht mehr auf klassische Finanzkennzahlen wie EBITDA oder EBIT.


Moderne Investorenbewertung umfasst heute deutlich mehr: Aspekte wie Mitarbeiterbindung, Betriebsklima, Führungsstruktur und der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens sind zu entscheidenden Faktoren im Transaktionsprozess geworden. Wer hier gut aufgestellt ist, hebt sich im Markt spürbar ab – und wird entsprechend hoch bewertet. Der Pflegemarkt entwickelt sich damit von einem rein sozialen Versorgungsfeld zu einem anspruchsvollen, aber lukrativen Zielsegment für renditeorientierte Investoren.




Hinweis: Dieser Artikel ist Teil unserer Gesundheitswirtschaft-Serie. Kontaktieren Sie uns unter valuation@adamsstrategy.de für Beratungen zu M&A im Pflegebereich.